Was macht ein Physician Assistant auf einer Intensivstation?

Die Intensivmedizin ist für viele ein sehr spannendes Feld, trotzdem arbeiten noch nicht viele Physician Assistants auf einer Intensivstation. Wir haben Katrin interviewt. Sie ist seit zwei Jahren als Physician Assistant auf einer internistischen Intensivstation einer Universitätsklinik beschäftigt und verrät uns ihren Weg und ihre aktuellen Aufgaben.

Warum hast Du Dich für das Studium zum Physician Assistant entschieden?

Nach meiner Ausbildung zur Gesundheits- und Krankenpflegerin, wollte ich nach zwei Jahren Berufserfahrung auf einer Intensivstation gerne die Fachweiterbildung für Anästhesie und Intensivpflege absolvieren. Damals wurde mir gesagt, dass das in den nächsten vier Jahren nicht passieren würde. Also suchte ich mir eine andere Alternative, bei der ich mit meinen Voraussetzungen direkt starten konnte. Letztendlich war es die richtige Entscheidung, neue Wege zu gehen, da ich sehr zufrieden bin. 

An welcher Universität/Fachhochschule hast Du studiert und warst Du zufrieden mit dem Studium?

Ich habe 2014-2017 an der Dualen Hochschule Baden-Württemberg mein duales Studium begonnen. Da mein Ausbildungs-Krankenhaus im Schwarzwald lag, waren die Zugverbindungen und das Pendeln eigentlich das größte Problem. Die Hochschule habe ich in sehr guter Erinnerung behalten, mein Ausbildungs-Krankenhaus hat mir jeden Praxiswunsch erfüllt und mich gefördert und gefordert. Es war eine sehr gute Zeit.

Wie kamst Du zu Deiner aktuellen Stelle und wie gelang Dir der Start ins Berufsleben?

Nach meinem Studium habe ich 2017-2021 auf der Intensivstation in meinem Ausbildungs-Krankenhaus als PA gearbeitet. Der Start ins Berufsleben war kein Problem, da ich das Haus, die Kolleg:innen und Abläufe bereits kannte.

Aufgrund meines Wohnortwechsels (mein Mann war in Tübingen als Assistenzarzt beschäftigt) bin ich mit ihm in Tübingen zusammengezogen und zunächst gependelt, was aber irgendwann einfach zu stressig wurde. Durch eine Fortbildung lernte ich den Leitenden Oberarzt der Internistischen Intensivstation in Tübingen kennen, welcher gleich vom Konzept eines PA auf Intensivstation überzeugt war. Nach einigen Gesprächen konnte ich im Frühjahr 2021 nach Tübingen wechseln.

Wie sieht Dein normaler Arbeitsalltag aus?

Meine Arbeitszeiten sind montags bis freitags von 9:00h-17:15h. Wenn ich den Tag beginne, mache ich mir zuerst einen Überblick über die Station: was gibt es Neues, welche neuen Patient:innen sind gekommen, was muss dringend erledigt werden (CT-Fahrten, Begleitungen in das Herzkatheterlabor, körperliche Untersuchung, Legen von Zugängen, Verlegungen von Patienten, kommt eine Notfallaufnahme, bei der ich unterstützen kann)?

Anschließend überprüfe ich meine Arbeitsliste im PC mit elektiven Anmeldungen wie zum Beispiel ZVK-Anlagen für Chemotherapien, elektrische Kardioversionen, Sedierung von Patient:innen für Biopsien, Gastroskopien/Koloskopien oder transösophageale Echokardiografien. 

In der Regel arbeite ich die Arbeitsliste mit einer MFA ab, die die Patient:innen vorbereitet und mir bei den ZVKs oder den Kardioversionen assistiert.

Zwischendurch unterstütze ich die Assistenzärzt:innen bei der Versorgung der ihren zugeteilten Patient:innen: CT-Fahrten von kreislaufstabilen Patient:innen, körperliche Untersuchungen, Sonografie, Echokardiografie, Legen von Zugängen (art. Verweilkanülen, Shaldonkatheter, zentrale Venenkatheter). Kommt es zu einem Reanimationsalarm, gehe ich zusätzlich zum ärztlichen Personal und der Fachpflege mit zum Notfallpatienten und agiere unterstützend/organisatorisch (auch für die anschließende Dokumentation im Deutschen Reanimationsregister). 

Ein weiterer zentraler Punkt meiner Tätigkeiten ist die Einarbeitung der neuen rotierenden Assistenzärzt:innen. Hierbei haben wir ein spezielles Einarbeitungskonzept etabliert: Bereits vor dem Einsatz erhalten die neuen Kolleg:innen wichtige Paper zum Start der Intensivrotation und ich organisiere ihnen Termine für die Einarbeitung, wie z.B. ein Reanimationstraining, Intubationstraining in der Anästhesie, Geräteeinweisungen (durch mich), einen Pflegetag und eine Schulung für unser PC-Intensivprogramm. Starten die Kolleg:innen dann bei uns auf Station, habe ich eine Art „Patenschaft“ für den ersten Monat der neuen Kolleg:innen. Ich zeige ihnen, wie sie die Zugänge legen, leite sie bei den Kardioversionen an, begleite sie bei ihren ersten CT-Fahrten oder im Herzkatheterlabor und stehe ihnen zur Seite, wenn sie Fragen oder sonstiges auf dem Herzen haben.

Hattest Du die praktischen Fähigkeiten bereits vor Antritt der Stelle oder wurden Sie Dir beigebracht?

Für meine aktuelle Stelle hatte ich die praktischen Fähigkeiten bereits, aber auch auf meiner neuen Stelle habe ich viel Neues lernen können.

Man lernt nie aus!

Welche Qualifikationen sind Deiner Meinung nach wichtig für einen PA?

Eine abgeschlossene Berufsausbildung im medizinischen Bereich (GuKP, Notfallsanitäter:in etc.), damit man eine gute Grundbasis aufweisen und im Studium darauf aufbauen kann.

Nach dem abgeschlossenen Studium ist die ständige Bereitschaft, sich neues Wissen anzueignen und sich mit aktuellen Leitlinien und Therapieempfehlungen immer auf den neusten Stand zu bringen, unverzichtbar.

Gibt es Aufgaben die Du außerhalb Deiner Routinetätigkeiten erledigst?

In unregelmäßigen Abständen halte ich Fortbildungen für die Intensivpflege und Ärzt:innen zum Thema Notfälle im Herzkatheterlabor und ECLS, um Schnittstellen zu verbessern. Außerdem gebe ich die Daten unserer Reanimationen in die Datenbank des Deutschen Reanimationsregisters ein und dokumentiere die Nachversorgung der reanimierten Patient:innen.

Wie kam das Berufsbild bei anderen Berufsgruppen an?

Prinzipiell habe ich nur Positives erlebt. Auch kritische Stimmen aus dem Bereich der Pflege oder der Ärzt:innen konnte ich im Verlauf überzeugen. Manche Personen benötigen etwas Zeit, sich mit dem Berufsbild des PAs anzufreunden. 

Um eine möglichst große Akzeptanz in der Pflege zu erreichen, habe ich im Rahmen meiner Einarbeitung der aktuellen Stelle, vier Wochen in der Pflege verbracht: ich konnte die neuen Kolleg:innen kennenlernen, habe die stationsinternen Abläufe und diverse SOPs kennengelernt. Somit konnte ich mich in der ärztlichen Einarbeitung besser orientieren und kannte das Personal (was in einer Uniklinik nicht wenige Menschen sind) größtenteils. Die Akzeptanz wuchs immer mehr, da die Pfleger:innen auch gesehen haben, dass die neuen ärztlichen Kolleg:innen gut eingearbeitet werden (wovon sie definitiv auch profitieren). 

Strebst Du einen Masterstudiengang an?

Wenn es den Master „Notfallmedizin für PA“ wirklich geben sollte, dann ja. Ansonsten nein.

Hast Du eine Zukunftsvision für das Berufsbild?

Der Trend, einen PA in die medizinische Versorgung einzubinden, ist definitiv steigend. Der Bedarf ist vorhanden und ich hoffe, dass sich der Beruf in verschiedenen Bereichen weiterhin so positiv entwickelt und die Akzeptanz steigt. Aktuell bemerken auch Allgemeinmediziner:innen, dass der PA ihnen in der ambulanten Versorgung Gutes tun kann. Das ist ein großer Fortschritt für den ambulanten Sektor.

Welche Empfehlung kannst Du PA-Student:innen geben?

Damit die DGPA e.V. mehr wachsen kann und unsere Interessen vertreten kann, sollte man dem Berufsverband beitreten. 

Außerdem: Niemand bekommt seine Erfahrungen und praktischen Fertigkeiten auf dem Silbertablett serviert. Also kümmert euch um Fortbildungen und Kongresse, vernetzt euch, bleibt auf dem neuesten Stand, schaut über den Tellerrand hinaus und signalisiert deutlich, dass ihr lernen wollt. Unterstützt euch gegenseitig berufsübergreifend und seid lieb zueinander. Weniger Kittelbilder mit Stethoskop um den Hals in sozialen Medien, dafür mehr Wissen, mehr Fortbildungen, mehr Interesse zeigen. Von nichts kommt nichts.

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