Was macht ein Physician Assistant in einer Hausarztpraxis?

Im PA Blog teilt Hannah, eine angehende Physician Assistant, ihre Erfahrungen aus ihrem Studium und der Arbeit in einer Hausarztpraxis und spricht über die Herausforderungen und Belohnungen ihrer Position.

Hannah ist gelernte MFA, arbeitet in einer Arztpraxis und studiert aktuell Physician Assistance. Warum das Studium genau das Richtige für sie war und welche Aufgaben sie in einer Hausarztpraxis übernimmt, erfahrt Ihr in unserem Interview.

Warum hast Du Dich für das Studium zum Physician Assistant entschieden?
Ich habe recht schnell gemerkt, dass mir das Berufsbild MFA nicht reicht. Gerade finanziell ist es nicht besonders attraktiv, aber auch die nicht wirklichen Aufstiegschancen haben mich gestört. Meine Chefs kamen von einem Kongress wieder, wo ihnen der PA vorgestellt wurde, und empfahlen mir mich damit auseinanderzusetzen. Es war genau das, was ich gesucht habe. Das Bindeglied zwischen MFA und Arzt. Nicht mehr in der Berufsgruppe der MFAs, aber mit nicht ganz so viel Verantwortung wie die Ärzte mit deutlich kürzerem Studium. Wie für mich gemacht!

An welcher Universität/Fachhochschule hast Du studiert und warst Du zufrieden mit dem Studium?
Ich studiere zurzeit an der Fachhochschule des Mittelstands am Standort Hannover. Während meines zweiten Studienjahrs besuchte ich die FH in Papenburg und war total begeistert, jedoch war es für mich zu dem Zeitpunkt zu spät zu wechseln, ohne viel Geld und Zeit zu verlieren. Papenburg ist deutlich mehr auf dem ambulanten Bereich ausgelegt und praktischer orientiert als die FHM in Hannover. Ja, mehr Praxis wie ein Sono-Kurs, EKG-Kurs, etc. hätte ich mir mehr gewünscht und hätte mir mehr in meinem Arbeitsalltag gebracht. 

Wie kamst Du zu Deiner aktuellen Stelle und wie gelang Dir der Start ins Berufsleben?
Da meine Chefs das Berufsbild gut finden, unterstützen sie mich in meinem Studium mit dem Ziel, mich danach zu übernehmen. Dadurch, dass ich in der Praxis auch meine Ausbildung gemacht habe, kenne ich die Praxis inzwischen so gut, wie fast keiner. Von den Azubi-Tätigkeiten bis zu den eines Arztes, kann fast niemand alles machen. 

Wie sieht Dein normaler Arbeitsalltag aus?
Da ich zurzeit noch studiere arbeite ich im Durchschnitt 20 Stunden in der Woche. Die Praxis hat am Hauptstandort an vier Vormittagen von 8-13 Uhr geöffnet, freitags von 8-15 Uhr und an drei Nachmittagen zusätzlich von 16-19 Uhr.  Die Nebenstandorte haben kürzere Sprechstundenzeiten. Ich teile mir momentan meine Arbeitszeiten auf die verschiedenen Praxen und die verschiedenen Sprechstundenzeiten auf, sodass eine genaue Arbeitszeit nicht wirklich möglich ist. 

In erster Linie unterstütze ich in der Akutsprechstunde. Ich führe körperliche Untersuchungen z.B. bei grippalen Infekten oder Rückenschmerzen durch und empfehle Therapien, bei denen ich mit meinen Ärzten vor Ort Rücksprache halte. Genau das gleiche gilt für Befundbesprechungen, Einstellung von arterieller Hypertonie, Harnwegsinfekten… Es gibt eigentlich nichts, was ich in der Sprechstunde nicht mache. Bei manchen Erkrankungen fühle ich mich schon sehr sicher, bei anderen hole ich schon recht schnell nach der Anamnese einen Arzt hinzu. 

Zusätzlich tätige ich fast jeglichen Papierkram, der in den Praxen anfällt. Arztanfragen, Reha-Anträge, Durchsehen von Laborbefunden, Verlängerung oder Verschreibung von Verordnungen, etc. 

Hattest Du die praktischen Fähigkeiten bereits vor Antritt der Stelle oder wurden Sie Dir beigebracht?
Ich bin in meine Aufgaben hineingewachsen und tue es immer noch. Gerade die Krankheitsbilder sind so viele, dass ich da noch brauchen werde. Nach meinem Studium steht ein Sonografie-Kurs auf dem Plan, die Einarbeitung in die EKG-Auswertung und auch die Therapie von den verschiedenen DMPs. 

Welche Qualifikationen sind Deiner Meinung nach wichtig für einen PA?
Ein PA sollte Empathie haben und Lust haben was Neues zu lernen, nicht zu arrogant zu sein, um nach Hilfe zu fragen. Wir sind keine Ärzte und werden es auch nie sein. Damit sollten und dürfen wir unsere Kompetenzen nicht überschätzen. 

Gibt es Aufgaben die Du außerhalb Deiner Routinetätigkeiten erledigst?
Dadurch, dass ich MFA gelernt habe und die Abläufe in der Praxis überall kenne, mache ich auch viel Organisatorisches, wie das Erstellen von Einteilungsplänen und etablieren von neuen Strukturen. 

Wie kam das Berufsbild bei anderen Berufsgruppen an?
Es kommt sehr gut an. Die Ärzte sind begeistert, weil sie mehr Unterstützung bekommen und die MFAs mögen mich, weil ich inzwischen mehr weiß, kann und darf und die Hürde zu mir häufig geringer ist, als zu einem der Ärzte.  

Strebst Du einen Masterstudiengang an?
Zurzeit sehe ich keinen Benefit in dem Studiengang. Prinzipiell bin ich dem Master nicht abgeneigt, aber es muss einen Vorteil zum Bachelorstudiengang zeigen. 

Hast Du eine Zukunftsvision für das Berufsbild? 
Es sollte geregelt sein, wie PAs abzurechnen sind. Gerade im ambulanten Bereich sollten PAs die gleichen Ziffern wie die Ärzte abrechnen können. Solange er die Dinge kann, sollte er sie auch abrechnen können. 

Ideal wäre es, wenn es in jeder Praxis mindestens ein PA gibt und es ein Beruf ist, der in der Allgemeinheit bekannt ist. 

Da ein PA nie alleine arbeiten kann, sollte der Arbeitgeber entscheiden, was der PA an Aufgaben übernehmen kann und darf und nicht gesetzlich gedeckelt sein. Letztendlich haftet der Arbeitgeber dafür, deswegen sollte er entscheiden können. 

Welche Empfehlung kannst Du PA-Student:innen geben?
Sucht euch eine FH, die am besten zu euren Ansprüchen passt und sucht euch einen Arbeitgeber, der das ganze unterstützt und gut findet!

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